Andrea Gerhard – Auf den Drehstart vorbereitet

Sie gehört zu den spannendsten Schauspielerinnen unserer Stadt – und das liegt nicht nur an ihrer Rolle in der Kult-Serie “Der Bergdoktor”, sondern auch an ihrem Engagement für soziale Themen und einen nachhaltigeren Lifestyle. 

Zum Drehstart der neuen “Der Bergdoktor”-Staffel verrät Andrea Gerhard, was sich durch die Corona-Krise am Set verändert hat, wie sie die #stayhome-Zeit sinnvoll genutzt hat, warum es sich lohnt in schwierigen Zeiten zusammenzuhalten und wie wir die Hamburger Kultur- und Event-Szene jetzt mit ganz einfachen Mitteln unterstützen können…

Was hat sich am Set durch Corona verändert?

Natürlich sehr viel. Es gibt sehr strenge Hygieneregeln, an die wir uns alle aber schnell gewöhnt haben. Zum Beispiel wird das ganze Team inkl. SchauspielerInnen einmal die Woche auf Corona getestet. Bevor wir das Set betreten, geht jedes Teammitglied durch eine Schleuse. Dort wird Fieber gemessen und die Hände werden desinfiziert. Selbstverständlich tragen alle am Set Masken. Nur wir SchauspielerInnen dürfen diese abnehmen, sobald wir drehen und die Kamera läuft.

 

Wie hat sich die Krise ansonsten auf deinen Job als Schauspielerin und Moderatorin ausgewirkt?

Sehr stark. Alle geplanten Aufträge sind innerhalb von zwei Tagen abgesagt oder verschoben worden. Wir Medienschaffende brauchen natürlich unser Publikum und das war auf einmal weg. Und wochenlang zuhause zu sitzen und nicht zu wissen, wann es wieder weitergeht, das war schon eine Herausforderung. Ich habe mich allerdings ganz und gar nicht gelangweilt, sondern mich mit vielen Dingen beschäftigt, die sonst oft zu kurz kommen.

Ende Mai gingen dann langsam die ersten kleinen Jobs wieder los. Zum Beispiel habe ich in Hamburg mit meinem Freund, Schauspieler David Wehle, einen Kurzfilm gedreht. Der Regisseur hat intensiv nach einem „echten“ Schauspielpaar gesucht, damit die Abstandsregel wegfällt. Das war eine tolle Arbeit und durch die Krise geht man dann auch neue Wege in der Branche.

Ich kann jetzt sagen, dass die Schauspielaufträge schneller kommen als die Moderationsanfragen. Ich kann deutlich spüren, dass die Veranstaltungsbranche am Boden ist und vermutlich länger brauchen wird, wieder auf die Beine zu kommen.

 

Wie hast du dich auf den Drehstart vorbereitet und während des Lockdowns körperlich und mental fit gehalten?

Auf den Drehstart habe ich mich, wie immer, intensiv vorbereitet, das geht übers Textlernen bei weitem hinaus. Zum Beispiel habe ich die Drehbücher gelesen, Szenen bearbeitet und vorbereitet, u.a. zusammen mit meinem Schauspielcoach.

Während des Lockdowns habe ich etwas ganz Neues ausprobiert. Ich habe mir einen Ernährungscoach-Profi an die Seite geholt,

Dipl. Oectrophologin Bintu Cham. Es ging mir darum, mein Wissen über Ernährung auszuweiten und mich richtig fit zu machen für den Rest des Jahres. Mit Bintu habe ich dann eine Stoffwechselkur gemacht, die auf eine basische Ernährung aufbaut, inkl. Basenbäder. Außerdem habe ich unter ihrer Anleitung eine Woche lang gefastet, das fiel mir leichter als bisher. Jetzt fühle ich mich so fit wie schon lang nicht mehr. Dadurch hatte ich auch keine Probleme mit den oft angesprochenen „Coronaröllchen“. Ich habe mich gesund ernährt, David und ich haben immer frisch Bintus Rezepte gekocht oder ihre Kuchen gebacken. Seit Jahren lebe ich vegetarisch, durch den Lockdown momentan zu 80 % vegan. Außerdem kommt Sport dazu: Sechs Mal die Woche. Entweder laufen wir um die Alster oder machen ein Homeworkout aus dem Internet. Das hat ganz hervorragend geklappt.

Wofür hast du ansonsten die drehfreie Zeit genutzt?

In erster Linie habe ich mich um Davids und meinen Nachhaltigkeitspodcast ZWEIvorZWÖLF gekümmert, den betreiben wir seit einem Jahr. Die Abrufzahlen haben sich während der Krise fast verdoppelt. Das macht uns stolz und glücklich. Wir haben eine Website entworfen und dem Podcast ein eigenes Instagramprofil erstellt. Das hat uns ganz schön auf Trab gehalten. Außerdem habe ich natürlich weiter Episoden aufgenommen, u.a. auch mit Bintu zu dem Thema „Gesunde Ernährung“.

Des Weiteren habe ich einfach stumpf meine To-Do-Liste abgearbeitet und das gemacht, was wir FreiberuflerInnen immer machen: Homeoffice. Schauspieldemo schneiden, Texte verfassen, Websiten auf Vordermann bringen…etc. Ich habe mir in der Zeit z.B. auch eine Schauspielagentur gesucht, die mich vertritt. Oder natürlich auch die Steuererklärung angefangen. Es waren aber auch schönere Dinge dabei. Wir haben die Zeit genutzt, um unsere Wohnung aufzuhübschen, wir sind im September erst eingezogen, und haben den Balkon bepflanzt und gestaltet. Eine richtige Oase ist das jetzt mit Obst und Gemüse. Wir haben viel mit Freunden gesprochen und die Zeit zuhause genossen.

 

Wie unterstützt ihr euch als KollegInnen gegenseitig?

Das ist eine sehr schöne Frage, denn wir SchauspielerInnen und ModeratorInnen gelten ja immer als EinzelgängerInnen. Aber daran glaube ich überhaupt nicht. Mein Motto ist: better together!

Wir haben uns viel ausgetauscht, gegenseitig zu Demos Feedback gegeben und uns gegenseitig motiviert. Viel Austausch hat via Videocalls und Telefon stattgefunden. Einfach gegenseitig Solidarität zeigen. Auch dadurch, dass man sich gegenseitig die Fördermöglichkeiten oder Soforthilfen weitergeleitet hat.

 

Wie können wir die Hamburger Kulturszene supporten?

Ganz einfach: Ins Kino gehen und Gutscheine kaufen für Veranstaltungen und zum Beispiel Theaterabos verschenken. Wer lieber Filme streamt: Deutsche Produktionen anschauen und weitersagen, auch das hilft. Oder einfach mal dem Lieblingssender schreiben, welche SchauspielerInnen man gerne öfter sehen möchte. Es gibt wirklich viele Möglichkeiten.

 

Was können wir aus der Krise lernen? Welche Chance steckt in dem Neuanfang?

Dass es wichtig ist, achtsam mit sich und seinem Körper umzugehen. Dass es wichtig ist, fit zu sein und sich wohl zu fühlen in seinem Körper. Denn mit einem starken Körper hat man auch ein starkes Immunsystem. Wenn wir als Menschen stabil sind, kommen wir besser durch (jede) Krise. Die Chance nutzen und in sich und seine Gesundheit investieren. Also nicht nur ins Auto, sondern sich zum Beispiel mal einen Coach zu gönnen. Die Zusammenarbeit mit Bintu hat mich nachhaltig gestärkt und ich kann es jedem ans Herz legen.

Ich wünsche mir natürlich, dass wir die Chance nutzen, um unser Konsumverhalten generell etwas zu hinterfragen. Was macht uns glücklich? Das nächste Fast Fashion Kleidungsteil vom Onlineverstand oder die Zeit mit unseren Liebsten? Wir haben gesehen, dass die Regierung zum schnellen Handeln fähig ist. Das Engagement wünsche ich mir auch beim Thema Klimaschutz. Und damit das passiert, sollten wir uns immer politisch einmischen.

Hier geht’s zu Andreas Podcast ZWEIvorZWÖLF:

www.zweivorzwoelf.info

 

Fotos: Thomas Leidig, Privat